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Les âmes grises, allemand

Fiche : Les âmes grises, allemand. Rechercher de 53 000+ Dissertation Gratuites et Mémoires

Par   •  19 Mars 2018  •  Fiche  •  8 887 Mots (36 Pages)  •  620 Vues

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Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Romanisches Seminar

La Grande Guerre – der Erste Weltkrieg im Spiegel französischer Gegenwartsromane“

bei PD Dr. I. Scharold, SS 17

Die Unordnung der Gesellschaft vor dem Hintergrund des ersten Weltkrieges; Wie stellt Philippe Claudel die Ursachen und Folgen in seinem Roman

« Les âmes grises » dar ?

Swaantje de Boer

441683

2-Fach Bachelor Geographie/Französisch 2. Fachsemester

s_debo02@uni-muenster.de

Friesenring 76

48147 Münster

Abgabedatum: 30.09.2017  

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung        1

2. Die Seite der Kriegsrückkehrer        2

2.1 Die Enthumanisierung bei Le Contre        2

2.2 Die Schwierigkeit der Reintegration von Le Contre in die Gesellschaft..................4

3. Die Seite der Stadtbewohner        5

3.1. Der Kontrast zwischen den kämpfenden Soldaten und den Fabrikarbeitern        5

3.2. Die entstehende Kluft zwischen den Zivilisten und den Soldaten        6

3.3. Die Enthumanisierung der Kriegsrückkehrer        10

3.4. Die Enthumanisierung am Beispiel des Richters Mierck        11

4. Die Erzählinstanz        13

4.1 Schreibmotivation des Erzählers und Art der Wiedergabe        13

4.2. Sein Trauma durch den Tod seiner Frau Clémence        14

4.3. Perspektiven des Erzählers und Kommunikation zwischen Leser-Sprache und Sprache-Leser        16

5. Fazit        18

6. Le résumé du mémoire en français        20

7. Bibliographie        22

8. Eidesstattliche Erklärung zum Ausschluß von Plagiaten......................................................24

  1. 1. Einleitung

Die Rückkehr der Soldaten aus dem ersten Weltkrieg war nicht immer eine freudige Angelegenheit. Zogen die jungen Soldaten noch mit froher Erwartung und großer Hoffnung auf einen Sieg in den Krieg, kehrten sie mit großen seelischen und körperlichen Verwundungen zurück. Die Indoktrination, die totale Disziplinierung und Entmündigung der Soldaten prägte sie nachhaltig, sowie der Verlust vieler Kameraden, die vor ihren Augen starben. Zwischen der Heimat und der Front taten sich große Unterschiede auf, die die Reintegration der Soldaten oft unmöglich machte.

Denn der Krieg veränderte nicht nur die kämpfenden Soldaten, sondern stellte auch in der übrigen Gesellschaft Unordnung her.

In der folgenden Seminararbeit möchte ich untersuchen, wie Philippe Claudel die durch den Krieg verursachte Unordnung in der Gesellschaft auf der Ebene der histoire wie auch der des discours darstellt.

Dabei liegt der Blick darauf, wie die Stadtbewohner mit dem nahen Krieg umgehen und auf die Kriegsrückkehrer reagieren.

Zunächst wird die Seite der Rückkehrer an dem Beispiel des Vertretungslehrers in der Stadt V., Le Contre, beleuchtet. Dann wird die Seite der Aufnehmenden analysiert und dabei genauer darauf eingegangen, inwiefern das stetig präsente Grauen die Stadtbewohner beeinflusst, aber auch in Ihnen innewohnt. Schließlich wird die Rolle des Erzählers genauer analysiert und wie Philippe Claudel durch seinen Schreibstil das Trauma und die grauen Seelen charakterisiert.

Die Vorgehensweise wird dabei so aussehen, dass eine These aufgestellt wird, zu deren Überprüfung eine oder mehrere Textstellen herangezogen werden. Dann wird sowohl die faktische als auch die stilistische Darstellung offengelegt. Auf der Ebene des Inhalts und des Ausdrucks wird also die Écriture des Traumas bei Philippe Claudel analysiert und einzelne Textpassagen miteinander verglichen.

  1. 2. Die Seite der Kriegsrückkehrer

  1. 2.1 Die Enthumanisierung bei Le Contre

In dem Roman „Les âmes grises“ wird ein ehemaliger Soldat, der in der Stadt V. Le Contre genannt wird, als Vertretungslehrer für die Schule eingesetzt. Nachdem dieser sich vor seinen Schülern entblößt und lautstark die Marseillaise singt, während er auf die französische Fahne uriniert, wird er in eine Irrenanstalt abgeführt.

Im Folgenden wird die Textpassage, in der die verwüstete Wohnung von Le Contre aufgefunden wird, hinsichtlich seiner Verwandlung durch den Krieg analysiert.

Il ne restait rien du charme ancien du petit logement. Tout bonnement rien. Le Contre avait dévasté le lieu avec méthode, poussant la minutie jusqu'à découper chaque livre de la bibliothèque en carrés d'un centimètre sur un centimètre – Lepelut, un gratte-papier qui avait la manie de la précision, les mesura sous nos yeux -, à rogner au canif les meubles un à un jusqu'à les changer en d'immenses et blondes collines de coupeaux de bois. Des reliefs de repas avaient attiré en divers tas des insectes de tout poil. Du linge souillé mimait par terre des corps sans chairs, rompus et gisants. Et sur les murs, sur tous les murs, les vers de La Marseillaise déroulaient en lettres délicatement formées leurs harangues guerrières sur le papier peint aux motifs de pâquerettes et de roses trémières, et le fou les avait écrits et réécrits, ces vers, comme des litanies démentes et qui donnèrent à tous l'impression d'être enfermés entre les pages immenses d'un livre atroce, et il avait tracé chaque lettre du bout de ses doigts, du bout de ses doigts trempés dans sa propre merde qu'il avait chiée dans chaque angle des pièces, durant chaque jour passé chez nous , après sa gymnastique peut-être, ou sous les bruits effarants des canons, près de l'insupportable chant des oiseaux, de l'obscène parfum des chèvrefeuilles, des lilas, des roses, sous le bleu du ciel, contre le vent sucré.

Le Contre avait fini par la faire, sa guerre. Il avait à coups de rasoir, de couteau et d'excréments dessiné son champ de bataille, sa tranchée et son enfer. Lui aussi avait crié sa souffrance avant d'y sombrer.[1]

Elisabeth Bronfen schließt sich in dem Sammelband „Trauma“ Lucien Israels Meinung an. Die Hysterie sei demnach ein Versuch, das eigene Leid zu kommunizieren und die Instabilität der eigenen Identität zu offenbaren.[2]

Le Contre leidet unter einem Kriegstrauma, das ihn durch alltägliche und für Außenstehende harmlose Bilder immer wieder mit voller Wucht einholt. „ Das Einst lässt sich vom Jetzt nicht trennen, es ist ins Jetzt eingeschlossen und zersprengt es immer wieder.“[3]

Die Entwicklung von Le Contre lässt sich hier in 3 Phasen unterteilen, die Philippe Claudel stilistisch wie auch inhaltlich differenziert. Die anfängliche Darstellung der methodischen Verwüstung der Wohnung erinnert an das sehr präzise Arbeiten einer Maschine. Offenbart die weitere Darstellung die völlige Verrücktheit des Charakters, wird er am Ende wie ein Tier dargestellt, welches den Bezug zur Realität vollkommen verloren hat.

Die methodische Zerstörung jeden Buches der Bibliothek Zentimeter für Zentimeter erinnert an die Funktion einer Maschine. Le Contre scheint noch immer gefangen im Krieg zu sein, in dem die kämpfenden Soldaten zu Kampfmaschinen erzogen wurden. Bücher symbolisieren Imagination, Kreativität, Phantasie und Freigeist. All diese Werte, die während des Einsatzes an der Front aus den Köpfen verdammt wurden, finden auch nun keinen Platz in Le Contres Kopf und müssen zerstört werden. Der Nominalsatz „Tout bonnement rien“ drückt die völlige Zerstörung der Wohnung wie auch der Person aus, die gar nicht richtig in Worte zu fassen scheint. Die Wahl seines in kursiv geschriebenen Spitznamens wirft die Frage auf, ob Le Contre  überhaupt noch die Kraft dazu hatte, 'dagegen' zu sein, oder ob Claudel damit das exakte Gegenteil, nämlich die Unfähigkeit zu widersprechen, darstellen möchte.

Als weiterhin beschrieben wird, wie er das Holz der Möbel mit dem Taschenmesser in Späne verwandelt hat und Essensreste und dreckige Kleidungsstücke Insekten aller Art angelockt haben, wird der Zwiespalt und der innere Konflikt zwischen Ordnung und Unordnung zum Ausdruck gebracht. Auf der einen Seite steht das Streben nach der systematischen Zerstörung und der Rekonstruktion der Kriegsatmosphäre und auf der anderen Seite die völlige Unordnung. Die Insekten, die sich von den Resten seines Daseins ernähren, erinnern an Insekten, die sich von Aas ernähren und die „corps sans chairs“ an gefallene Kameraden, die verstreut auf dem Boden liegen. An diesem Punkt angelangt, erreicht Le Contre die Phase der völligen 'Foulie'. 'Der Irre' hat auf allen der mit Blumen bemalten Tapeten die Buchstaben der Marseillaise „délicatement formées (…) écrits et réécrits“. Die Marseillaise ist der Ausdruck einer gewaltsamen, nie endenden Zerstörung, Unterdrückung des eigenen Willens und der Inbegriff von Indoktrination. Le Contre hat diese Hymne völlig verinnerlicht und ist auf selbstzerstörerische Art von ihr beherrscht  Der Zuschauer selbst fühlt sich eingesperrt zwischen den Zeilen der Marseillaise, so wie Le Contre sich in seinem eigenen Horror, seinem eigenen Krieg, einsperrt.

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